Die im März 2025 veröffentlichten 21 Maßnahmen zur Reduzierung des Unterrichtsausfalls an sächsischen Schulen stießen auf viel Unverständnis bei den betroffenen Lehrerinnen und Lehrern, die sich in vielfältiger Form gegen eine Umsetzung äußerten. Das Kollegium der Grundschule Parthenstein möchte ebenfalls seinen Beitrag leisten und hat einen Brief an den Kultusminister Herrn Clemens verfasst und übergeben.
Sehr geehrter Herr Clemens,
an unsrer Schule unterrichten 13 Lehrerinnen und Lehrer allen Altersgruppen. Mit viel Engagement, Ideen und Zuversicht gehen wir täglich an die Arbeit mit den Kindern. Unser Ziel besteht nicht nur in der nur Wissensvermittlung, sondern im gemeinsamen Miteinander das Schulleben erlebbar zu machen. Das gesamte Kollegium der Grundschule Parthenstein möchte Ihnen die Besorgnis über die aktuellen 21 Maßnahmen in Sachsen zum Ausdruck bringen, insbesondere in Bezug auf die Anrechnungsstunden, die den Schulen zugewiesen werden.
Die Anrechnungsstunden sind ein zentrales Element für die Organisation des Schulalltags und die Gestaltung eines lebendigen Schullebens. Sie sind Ausgangspunkt für eine vielfältige Bildung und müssten eigentlich gerade mit Blick auf das Bildungsland 2030 eher erhöht werden. Durch die von Ihnen vorgeschlagene Reduzierung der Anrechnungsstunden sind wir als Lehrkräfte stark in unserer Planung und Durchführung von Projekten, Veranstaltungen (Sportwettkämpfe, Lesewettstreit, Matheolympiade…), zusätzlichen Förderangeboten und der Realisierung eines Ganztagsangebotes eingeschränkt. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts, sondern auch auf das schuleigene Konzept und das soziale Miteinander der Kinder. Ein aktives Schulleben, das über den regulären Unterricht hinausgeht, ist für die Ausbildung basaler Kompetenzen unserer Schüler und Schülerinnen von großer Bedeutung.
Zudem sind die Vorschulunterrichtsstunden in den Anrechnungsstunden ein unverzichtbares Instrument für Lehrkräfte, um eine gezielte Diagnostik in der Schuleingangsphase durchführen zu können. Die kontinuierliche Diagnostik ist ein elementares Element, um Lernschwierigkeiten frühzeitig erkennen, geeignete Fördermaßnahmen und optimale Voraussetzungen für alle Kinder schaffen zu können.
Darüber hinaus spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle in der modernen Bildung. Um digitale Lehr- und Lernmethoden erfolgreich zu implementieren, benötigen Lehrkräfte und pädagogischer IT- Koordinatoren nicht nur technisches Know-how, sondern auch Zeit zur Planung und Umsetzung innovativer Unterrichtskonzepte. Eine unzureichende Anzahl an Anrechnungsstunden gefährdet nicht nur die Qualität des Unterrichts, sondern auch die Chancengleichheit aller Schülerinnen und Schüler.
Zudem möchten wir, als kleine Schule, darauf aufmerksam machen, dass uns keine Assistenzkraft für die GTA Planung zur Verfügung steht. Die Planung wird eigenverantwortlich von einer Kollegin organisiert, welche bereits als Beratungslehrerin am Stundenlimit ist. Auch die Teilnahme an Sportwettkämpfen könnten wir als sportorientierte Schule dann nicht mehr absichern. Letztendlich ist mit der Kürzung der Anrechnungsstunden ein lebendiges und lernförderliches Schulleben nicht mehr zu gewährleisten. Aber gerade diese gemeinsamen Momente mit den Schülern, Eltern, Erziehern und Kollegen lassen uns als Team näher zusammenrücken und holen uns einmal aus unserem Klassenzimmer, als Einzelkämpfer, heraus. Diese Stunden tragen enorm zur Lernmotivation und Leitungsbereitschaft der Kinder bei und lassen Visionen einer zukunftsorientierten Schule Realität werden.
Für die Lösung der bildungspolitischen Herausforderungen bieten wir Ihnen unsere Mitarbeit und Unterstützung an. Beziehen Sie uns, als Fachpersonal, in Ihre Entscheidungen mit ein. Eine sachsenweite Befragung aller Lehrkräfte ist heute, in Zeiten der Digitalisierung, möglich und notwendig. Lösungen müssen gemeinsam erarbeitet und praxistaugliche Strategien im Interesse der Kinder gefunden werden.
Lassen Sie uns auf Augenhöhe ins Gespräch kommen.
Das Kollegium der Grundschule Parthenstein